Dienstag, 22. April 2014

Kapitel 8

Am 14.03.2013 kam mit meinem Urin wieder einmal ein kleiner Gewebefetzen heraus. Ich löffelte ihn kurzerhand aus der Toilette, steckte ihn in ein kleines Glas und und brachte ihn zu meinem Hausarzt. Der versprach mir, das Teilchen an ein Labor zu schicken.

Eine Woche später hatte ich das Ergebnis. Bei dem Gewebe handelte es sich um Fibrin. Dieses bildet sich beim Prozess der Blutgerinnung. Damit stand fest, dass sich in meiner Blase eine Wunde befinden musste. Ob der Tumor blutete oder die Blasenwand, das wusste der Arzt natürlich nicht. Doch empfahl er mir bei dieser Gelegenheit erneut dringend, mich operieren zu lassen.

Als ich wieder einmal frühmorgens wach wurde, kam mir ein Vorfall in den Sinn, den ich im Alter von sieben oder acht Jahren erlebte. Meine Stiefmutter war wegen irgendetwas böse auf mich und ließ mich daher zur Strafe auf Erbsen knien. Nun fühlte ich mich in die damalige Situation ein und kam mit tief verdrängten Emotionen von Wut, Hilflosigkeit und Empörung in Berührung. Ich löste alle diese Emotionen auf, indem ich sie willkommen hieß und vollständig durchfühlte.

Ab Mitte März hatte ich verstärktes Brennen und Stechen beim Wasserlassen. Außerdem fand sich wieder Blut im Urin. Und natürlich kamen mir Zweifel, ob ich mich wirklich auf dem Weg der Besserung befand.

Am 9.04.2013 ließ ich das nächste Ultraschallbild machen. Das Ergebnis war ermutigend: Der Tumor hatte nach wie vor eine Breite von 3,7 cm. Doch der Urologe erklärte mir aufs Neue, dass der Tumor jedoch aller Wahrscheinlichkeit bösartig war. Außerdem teilte er mir mit, dass es sich nicht abschätzen ließ, inwieweit der Tumor bereits in tiefere Schichten gewachsen war. Daher schlug er mir vor, eine Magnetresonanztomografie (MRT) zu machen. Hierbei würde man genauer feststellen können, was in und hinter der Blase los war.

Bis zum Termin in der radiologischen Praxis musste ich etwa sechs Wochen warten. In dieser Zeit stach und brannte es häufig beim Wasserlassen. Auch kamen mit dem Urin dicke und blutige Gewebefetzen heraus. Immer wieder wollte sich Angst ausbreiten und immer wieder nahm ich sie an und fühlte sie so lange, bis sie sich vollständig auflöste.

Am 22.05.2013 war es so weit. Ich legte mich in die schmale Röhre, um eine MRT machen zu lassen. Dabei musste ich einen Kopfhörer aufsetzen, da das Gerät einen Heidenlärm machte. Anschließend fand ein Gespräch mit dem Radiologen statt. Ergebnis: der Tumor war nicht in die Blasenwand eingewachsen. Er hatte sich nicht nach hinten ausgebreitet und auch keine Metastasen gebildet. Allerdings gab es eine Einschränkung: an einer winzigen Stelle lag der Tumor an der Blasenwand auf.

Da ich das Ergebnis mit meinem Urologen besprechen wollte, rief ich ihn einige Tage später an. Doch er war gerade in Urlaub, hatte aber inzwischen seinen Bericht an meinen Hausarzt geschickt. Als ich diesen anrief, stellte sich heraus, dass der Urologe der Meinung war, dass der Tumor dabei wäre, in die Blasenwand einzuwachsen. Das war eine eigenwillige Interpretation, denn so weit war der Radiologe nicht gegangen. Mein Hausarzt hielt daher an seiner Meinung fest, dass ich mich schleunigst operieren lassen sollte. Da ich den Bericht des Radiologen selber lesen wollte, rief ich die radiologische Praxis an und bat, eine Kopie des Untersuchungsergebnisses an meinen Hausarzt zu schicken.


Kurz darauf besuchte ich meinen Hausarzt und ließ mir den Bericht des Radiologen zeigen. Da stand geschrieben, dass der Tumor an einer Stelle an der Blasenwand auflag und eine beginnende Infiltration aufgrund einer verminderten Blasenfüllung letztlich nicht auszuschließen sei. Das klang irgendwie bedrohlich. Ich entschloss mich, binnen drei Monaten eine weitere MRT machen zu lassen.







 
















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