Donnerstag, 17. April 2014

Kapitel 3

Ich fragte mich, was sich in meinem Unterbewusstsein an verdrängten Emotionen oder Traumata verbarg. Mir kamen die hässlichen Streitigkeiten in den Sinn, die meine Eltern hatten, als ich noch ein kleiner Junge war. Obwohl ich noch zu jung für klare Erinnerungen war, konnte ich einen bestimmten Vorfall nie ganz vergessen.

Ich war etwa vier Jahre alt und ich fuhr mit meinen Eltern nach München, um den Bruder meines Vaters zu besuchen. Er lebte damals mit Frau (meine Tante) und Kind (meine Cousine) zur Untermiete in einer großen Wohnung am Englischen Garten. Aus irgendeinem Grund gerieten sich meine Eltern nach einigen Tagen in die Haare und wollten trotz meiner flehentlichen Bitten nicht mehr aufhören, sich anzubrüllen.

Im Jahr 1952 trennten sich meine Eltern und ich bekam eine Stiefmutter. Bald zogen wir nach München. Dort wuchs ich auf und verbrachte den Großteil meines Lebens. Eines Tages lief mir die Frau über den Weg, bei der mein Onkel zur Untermiete wohnte, als wir ihn besuchten. 

Als ich mich ihr zu erkennen gab, schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen und sagte: „Mein Gott, Du bist das.“ Um Näheres über die damaligen Ereignisse zu erfahren, befragte ich sie. Die Frau schaute mich nachdenklich an und sagte dann: „Ja, das war schrecklich. Deine Eltern haben sich drei Tage lang gestritten und geprügelt. Und Du hast inbrünstig geschrien, dass sie aufhören mögen. Doch haben sie nicht auf Dich gehört. Am dritten Tag warst Du mit Deiner Kraft völlig am Ende. Ich glaube, Du hattest einen Nervenzusammenbruch. Hast nur noch dagesessen und gewimmert.“

Und wieder einmal benutzte ich die Zeit um fünf Uhr morgens, um dieses Trauma aufzulösen. Ich verband mich mit meinen verstorbenen Eltern, indem ich einfach an sie dachte. Ich merkte sofort, dass sie in meiner Vorstellung feindlich gesinnt waren. Daraufhin nahm ich meinen Vater in die Arme und wartete ab, was passierte. Nach einer Weile begann er zu weinen. Ich tröstete ihn und streichelte ihn über den Kopf. Bald lächelte er und tief in mir löste sich etwas auf.

In der nächsten Nacht stellte ich mir meine Mutter vor, doch es dauerte lange, bis sie in meine Arme kam. Dann aber flossen auch ihre Tränen. Wieder löste sich etwas tief in mir auf und das fühlte sich gut an.

In der folgenden Nacht stellte ich mir meine Eltern gemeinsam vor. Sie waren sich nun nicht mehr feindlich gesinnt und es dauerte nicht lange, dann nahmen sie einander in die Arme und versöhnten sich. Zwischen ihnen erschien ein rotes Herz. Sie blickten mich stolz an und waren voller Freude. Ich fühlte eine tiefe Liebe in mir.

Da diese Methode so gut funktionierte, probierte ich sie bei verschiedenen Paaren aus, die mir nahe standen. Und immer wieder machte ich dieselbe Erfahrung. Alle waren bereit, sich der Liebe zu öffnen, die sie verband. Und wenn sich zwei besonders mochten, erschien ein rotes Herz zwischen ihnen.



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